Der Alltag an Bord eines Segelschiffes

1.Benutzung der Hängematte

 

Uns, denen das Leben an Bord eines Schiffes noch gänzlich fremd war, war wie sich denken läßt doch etwas komisch zu Muthe, und das erste Malheur passierte mir, als ich Abends meine Hängematte besteigen wollte, ich ebenso schnell wieder herausfiel, es will eben Alles gelernt sein, und ich konnte mich damit trösten, daß es vielen anderen ebenso erging. Die Ausstaffierung einer Hängematte besteht aus der eigentlichen Hängematte, welche aus starkem Segeltuch verfertigt ist, einer Roßhaar Matratze mit Leinen Bezug und im Winter mit 2, im Sommer mit 1 wollenen Decke versehen ist. Kopfkissen giebt es nicht, am Kopfende kommen die ausgezogenen Kleidungsstücke und zu Füßen die Schuhe. Nach dem Aufstehen wird die Hängematte mit der Matratze gezurrt (zusammengerollt), so daß dieselbe wie eine große Wurst aussieht und dann im Hängemattenkasten verstaut, letzterer ist an der Reeling, eingebaut, so daß immer zwei Stück neben einander liegen können, die Hängematte muß so fest gerollt sein, daß diese im Notfall als Rettungsgürtel gebraucht werden kann, da sie gut schwimmfähig ist. Ausgegeben wird die Hängematte nur, wenn Schlafenszeit ist, für den Theil der Mannschaft welche Wache hat, bleibt sie im Kasten.

 

2.Umziehen

 

Der gewöhnliche tägliche Dienst ist bei der Marine an Bord der Schiffe so ziemlich der gleiche, nur Sonntags tritt eine kleine Änderung ein. Wenn die Frühstückszeit vorbei ist, also 7 1/2 Uhr wird was auch nach jeder Freizeitpause geschieht, "Pfeifen und Lunten aus" gepfiffen, d.h. es darf nicht mehr geraucht werden, dann kommt gewöhnlich der Befehl, welcher Anzug befohlen wird. Sobald dieses geschieht, stürzt Alles nach dem Zwischendeck, wo sich die Kleidersäcke befinden, denn es ist streng verboten außer Befehlszeit an den Kleidersack zu gehen. Dieses Umziehen ist auch eine Kunst, die gelernt sein will. Hat man das Pech seinen Kleidersack mitschiffs, längs des Maschinenraums zu haben, kann man ins Schwitzen kommen, besonders wenn Dampf auf ist. Dieser Gang ist vielleicht 2 Mtr. breit und es ist kein Tageslicht vorhanden. Es brennen daher nur zwei Laternen Tag und Nacht darin und nur gut in halber Mannshöhe, so daß man plötzlich, wenn sich etwa 100 Mann im Gange befinden, von Helligkeit so gut wie nichts zu spüren ist. (elektrisch gab es noch nicht). Da ich auch meinen Sack im Gange hatte, will ich es so gut als möglich beschreiben. Unsere Kleider sind in Päckchen gerollt, weiße Sachen mit blauen,blaue mit weißen Bändern gebunden, da Sonnabend Nachmittags gewöhnlich Zeug flicken ist, hat man sich schon das nöthige Zeug zusammengebunden und oben auf gelegt, Anzug und reines Unterzeug. Jeder zieht seinen Sack heraus und stellt denselben vor sich hin und öffnet ihn, in diesem Augenblick stehen die betreffenden Leute mit ihren Säcken so dicht zusammen, daß kein Apfel zur Erde fällt, und da die Laternen so niedrig hängen, ist es vollkommen düster. Man geht nun bei, und zieht Hosen und Unterhosen aus und steckt dieselben zwischen die Beine, dann Unterhemd und Oberhemd zwischen die Beine, man ist jetzt nackt. Nun holt man aus dem Sack das betreffende Zeug, steckt es unten vor die Füße, packt das alte Zeug in den Sack und verschließt denselben um ihn bei passenden Augenblick, wenn man ihn in einem oberen Fach hat, wieder an seinen Platz zu bringen. Nun zieht man sich von oben nach unten an und in 10 Minuten muß man sonntagsmäßig angezogen sein, denn dann wird der Befehl gepfiffen, "Zwischendeck räumen und fegen". Da wird man von den Zwischendeck Unteroffizieren rausgejagt, ob man ganz oder nur halb angezogen ist, ist letzteres der Fall, denn nicht immer läuft es günstig ab, so nimmt man seine Sachen und vervollständigt seine Toilette an Deck.

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